"Der Atem ist dein Windpferd. Lerne, es zu reiten."
— Ana T. ForrestDie Atmung und ihre Wirkung
Am Anfang war die …. Atmung. Atemtechniken, die sogenannten Pranayamas, sind ein wichtiger Teilbereich in der Welt des Yoga. Sie sind wunderbare Techniken, um unseren Stoffwechsel zu beeinflussen und damit – unsere Stimmungslage. Womit wir bei einem der ganz großen Benefits von Yoga wären. Denn Yoga kann – da ist sich die Wissenschaft heute einig – über Atemtechniken die menschliche Stimmung beeinflussen. Während schnelle Atemtechniken wie Kaphalabhati (Feueratmung) eine aktivierende Wirkung auf Körper und Geist haben und den Stoffwechsel anregen, wirken langsame Atemtechniken wie Ujjayi beruhigend und steigern Gelassenheit und Wohlbefinden.
Schnelles Atmen verringert die Sauerstoffzufuhr im Gehirn – und zwar drastisch.
Aber wie funktioniert das genau? Was passiert im Körper, wenn verschiedene Pranayamas zum Einsatz kommen? Die Erklärung ist für manche vielleicht überraschend. Denn entgegen einem weit verbreiteten Irrglauben haben die Wirkungen der Pranayamas rein gar nichts damit zu tun, dass dem Körper mehr oder weniger Sauerstoff zugeführt wird. Auch wenn sich dieser „Sauerstoff-Mythos“ hartnäckig in der Yogaszene hält. So hört und liest man zum Beispiel immer wieder, dass durch Schnell-Atmung der Körper regelrecht mit Sauerstoff überflutet wird und das Gehirn mehr O2 bekommt.
Das stimmt so nicht. Der Sauerstoffgehalt des menschlichen Blutes liegt nämlich immer konstant zwischen 97 und 98%. Schnelles oder langsames Atmen ändert daran wenig – bis gar nichts.
Das, was über Atemtechniken tatsächlich Einfluss auf die menschliche Gefühlswelt hat, ist nicht der Sauerstoffgehalt, sondern die Manipulation der Kohlendioxid-Vorräte im Körper. Schnelles Atmen senkt die Kohlendioxidvoräte des Körpers, ohne die Sauerstoffvorräte signifikant zu erhöhen. In extremen Fällen kann das zum sogenannten Hyperventilieren führen. Häufigere Folgen sind Schwindel, Kopfeschmerzen oder Kribbeln an bestimmten Körperstellen. Der Kohlendioxid-Abfall beeinflusst die Stimmung in vielerlei Hinsicht: So kann die vermehrte Abatmung von Kohlendioxid zur respiratorischen Alkalose führen. Sprich: Einem Mangel an Kohlendioxid im Blut. Das wiederum führt zur erhöhten Erregbarkeit von Nerven und Muskeln. Die Nervenerregung steigt – eine aktivierende Wirkung stellt sich ein. UND: Es raubt dem Gehirn Sauerstoff (denn das fallende Kohlendioxidniveau führt dazu, dass sich die Hirngefäße zusammenziehen, was den Sauerstofffluss verringert). Sprich: Schnelles Atmen erhöht nicht, sondern verringert die Sauerstoffzuführ im Gehirn, und zwar drastisch.
Langsames Atmen hingegen bewirkt einen Anstieg des Kohlendioxidanteils im Blutkreislauf. Es gilt: Eine Halbierung der Lungenventilation führt zu einer Verdoppelung des Kohlendioxidniveaus. Dadurch erweitern sich die Hirngefäße, wodurch das Gehirn mehr Sauerstoff erhält. Langsames Atmen hat starke mentale Auswirkungen und führt zu einer Erhöhung der ruhigen Aufmerksamkeit und reinen Bewusstheit. Ebenso wie in der Tierwelt, wo langsames Atmen mit erhöhter Wachsamkeit und reduziertem Herzschlag verbunden ist.
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